Über Liebeskummer.

Alles riecht nach dir.
Vor mir liegt der Koffer, den ich nicht auspacken kann.
Eine Wolke voll Erinnerungen, so klar, als könnte ich sie schmecken.
Ich spüre noch immer die Wärme deiner Berührungen,
deine Hände sanft an meiner Hüfte.
Und ohne, dass ich weiß, woher, ist mir klar:
unsere Geschichte ist hier für den Moment zu Ende.
Zu Ende, wo sie doch gerade erst begonnen hat.
Irgendetwas in mir wusste es.
Wusste es schon, als das Herz noch nicht verstehen wollte,
sich noch festgeklammert hat an der Nähe zwischen uns.
Aber tief in mir, da hab ich’s gespürt.
Wie sonst könnte ich die Tränen erklären, in der Nacht, als wir beieinander lagen, Rücken an Rücken,
deine Hand auf meiner nackten Haut?
Tränen, wenn es keinen offenen Grund für sie gab?
Die Nacht, in der du mir deinen Pullover geschenkt hast.
Es war ja nichts, was du gesagt oder getan hast.
Es waren die kleinen Zeichen, ganz leise, ganz subtil.
Fast zu übersehen.
Aber sie waren da, lauerten darauf, mir zu zeigen,
dass du deine Wände hochgezogen hast.
In dem Moment, in dem ich meine hab fallen lassen.

Dabei war das hier nie meine Idee. Das warst alles du.
Das war alles dein Vorschlag.
Du hast mich dazu gebracht, meine Wände zu durchbrechen.
Und jetzt bin ich diejenige, die heulend durch den Tag geht.
Heulend beim Einkaufen, heulend auf der Yogamatte, heulend beim Spazierengehen, heulend während ich diesen Text schreibe.
Die Gedanken kreisen.
Was hätte ich anders machen können?
Wärst du zurückgekommen, wenn ich mich mehr zurückgenommen hätte?
Brauchtest du mehr Raum? Oder mehr Zuspruch? Weniger von allem?
Ich wünschte, ich hätte es gewusst.
Ich wünschte auch, ich hätte dich nie so angeguckt.

Doch während mein Kopf noch versucht, zu retten, was nicht zu retten ist, hat mein Herz begriffen, dass du es ja selbst nicht ganz verstehst.
Die Gespräche nachts um drei im Bett, die fast unbemerkt in den Geräuschen des Fernsehers untergingen. Doch wir beide wussten genau, in diesen Gesprächen hast du mir den Grund deiner Seele gezeigt.
Das war die Nähe, nach der wir beide so lange gesucht haben.
Jetzt frage ich mich, ob sie echt war, oder nur in meinem Kopf.
Aber vielleicht weißt du es selbst nichtmal.
Und ich gucke aufs Handy, immer wieder.
Warte auf ein Zeichen, nur ein kleines.
Bete, hoffe, es möge dir gerade auch so gehen.
Doch es kommt nicht.

Alles, was mir bleibt, ist dein dummer Pullover und ein Koffer voller Erinnerungen.
Und immer das Gefühl, zu viel gewollt zu haben, zu viel gezeigt zu haben von mir, zu viel ich zu sein.
Dabei warst das alles du.
Du hast mich dazu gebracht, so viel von mir selbst zu sein.
Du hast mich dazu gebracht, dich so anzugucken.
Du hast mich dazu gebracht, diesen Text zu schreiben.
Ich will mich nicht wieder aufraffen, Trost bei Freunden suchen, die Zeit abwarten und irgendwann wieder vertrauen.
Ich will das nicht und ich hasse es, da wieder durchzumüssen.
Wegen dir.

Aber das Schlimmste daran ist, ich kann dich nicht hassen, egal, wie sehr ich es versuche. Ich kann dich nicht hassen, weil ich dich gesehen habe, ohne all deine Wände.
Ich knülle deinen Pullover zusammen und stopfe ihn in die hinterste Ecke der Schublade.
Das warst alles du, und doch war das ich allein.
Weil ich mit offenen Armen auf dich zugelaufen bin, weil ich mich dazu entschieden habe, mein fragiles kleines Herz weit für dich zu öffnen.
Das war ich, ganz allein. Nicht du.
Deshalb wische ich mir die Tränen weg, stehe auf, und mache weiter.
Zieh die Wände wieder hoch.
Alles nochmal von vorn.

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*Bildcredits Titelbild: via Pixabay, Artist n.a.


2 Antworten auf „Über Liebeskummer.“

Kim, die Zartheit, die Verletzlichkeit und die schonungslose Ehrlichkeit deines Artikels berührt mich bis in jede Zelle. Genau so ist es. Ich gehe durch jede Emotion während ich die Zeilen inhaliere. Was bist du für eine Königin, dass du so schreiben kannst. Danke! ❤️ Ich lese den Text jetzt gleich nochmal und schmeisse mich mit Haut und Haar erneut in diese Emotionenlawine. 😊

Oh liebe Marry. Danke für deine Worte, das ist wirklich Balsam für meine kleine, emotionale Seele 🥺.
Das bedeutet mir ganz viel.
Danke fürs Lesen (und mich schon wieder zu Tränen rühren)! ❤️

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